Erbschaft ohne Testament: Kann die Schwiegertochter von der Schwiegermutter erben?

Wenn kein Testament vorliegt, bestimmt das Gesetz, wer erbt
Wenn eine Person ohne Testament stirbt, regelt das Gesetz, wer erbt. Aber was passiert, wenn die Verstorbene die Schwiegermutter ist, der Sohn bereits gestorben ist und nur die Schwiegertochter übrig bleibt? Hat sie Anspruch auf einen Anteil am Erbe?
Diese Frage taucht in Familien häufig auf und ist oft mit Zweifeln und Missverständnissen verbunden. Die Antwort ist klar: Ohne Testament hat die Schwiegertochter keinen Anspruch auf das Erbe der Schwiegermutter. Sehen wir uns an, warum das so ist, ausgehend von den Regeln der gesetzlichen Erbfolge.
Was ist die gesetzliche Erbfolge?
Wenn eine Person ohne Testament (oder mit einem unvollständigen Testament) stirbt, tritt die gesetzliche Erbfolge in Kraft. In diesem Fall legt Artikel 565 des italienischen Zivilgesetzbuches die Reihenfolge der Erben fest – nach dem Prinzip der familiären Nähe:
- Überlebender Ehegatte
- Kinder (und, falls keine vorhanden sind, Enkelkinder durch Eintritt)
- Eltern und andere Vorfahren
- Geschwister, und falls keine vorhanden, Nichten und Neffen
- Weitere Verwandte bis zum sechsten Grad
- Gibt es keine Erben, fällt der Nachlass an den Staat
In dieser Erbfolge schließen nähere Verwandte entferntere aus.
Was passiert, wenn der Sohn vorverstorben ist? Wer tritt an seine Stelle?
Stirbt ein Sohn vor seiner Mutter (der Schwiegermutter), verfällt sein Erbteil nicht – er kann auf andere Personen übergehen. Dies geschieht auf zwei vom Gesetz vorgesehenen Wegen:
- Eintritt (Rangfolge durch Repräsentation): Die Kinder des vorverstorbenen Sohnes (also die Enkel der Verstorbenen) treten an seine Stelle.
- Anwachsung (Accrescimento): Hat der Sohn keine Nachkommen hinterlassen, wird sein Anteil unter den übrigen Erben gleichen Ranges aufgeteilt.
Wie funktioniert der Eintritt?
Der Eintritt ist in den Artikeln 467 und 468 des italienischen Zivilgesetzbuches geregelt. Er findet nur in zwei Fällen Anwendung:
- Für die Nachkommen eines Kindes des Erblassers
- Für die Nachkommen von Geschwistern des Erblassers
In der Praxis bedeutet das: Nur Blutsverwandte können im Rahmen des Eintritts an die Stelle des Verstorbenen treten. Der Ehegatte des vorverstorbenen Kindes – also die Schwiegertochter oder der Schwiegersohn – ist ausgeschlossen.
Der italienische Kassationsgerichtshof hat diesen Grundsatz mehrfach bestätigt, u.?a. mit dem Beschluss Nr. 964 vom 13. Januar 2022, und klargestellt, dass der Eintritt nicht für Ehegatten gilt.
Und was bedeutet das konkret: Erbt die Schwiegertochter?
Nein, sie hat keinen Anspruch auf das Erbe der Schwiegermutter.
Sie gehört nicht zu den gesetzlichen Erben (Art. 565 ZGB) und kann auch nicht im Namen ihres verstorbenen Ehemannes durch Eintritt erben. Selbst wenn sie jahrzehntelang mit dem Sohn der Verstorbenen verheiratet war, erkennt das Gesetz keine Erbberechtigung an.
Was passiert, wenn der Sohn keine Kinder hinterlassen hat?
In diesem Fall tritt die Regelung der Anwachsung in Kraft: Der Anteil des verstorbenen Sohnes wird auf die übrigen Erben gleichen Ranges aufgeteilt.
Praktisches Beispiel:
Caia stirbt ohne Testament. Sie hatte zwei Söhne: Tizio und Sempronio. Tizio ist bereits verstorben und hatte keine Kinder. In diesem Fall erbt Sempronio den gesamten Nachlass, weil der Anteil von Tizio auf ihn übergeht.
Dieser Grundsatz wurde u.?a. bestätigt von:
- Gericht von Massa, Urteil Nr. 216/2024
- Gericht von Ivrea, Urteil Nr. 139/2018
Was passiert, wenn der Sohn Kinder hinterlassen hat?
In diesem Fall greift die Regelung des Eintritts: Die Enkel der Verstorbenen übernehmen den Erbanteil ihres verstorbenen Vaters.
Beispiel:
Caia stirbt. Tizio (ihr Sohn) ist bereits verstorben, hat aber zwei Kinder hinterlassen. Sempronio, der andere Sohn von Caia, lebt noch. Das Erbe wird wie folgt aufgeteilt:
- ½ an Sempronio
- je ¼ an die beiden Enkel, die den Anteil ihres Vaters durch Eintritt erhalten
Die Schwiegertochter erhält auch in diesem Fall nichts.
Kann ein Testament etwas ändern?
Ja. Alles bisher Gesagte gilt nur, wenn kein Testament vorhanden ist. Wenn die Schwiegermutter ein gültiges Testament hinterlassen hätte, hätte sie:
- Ihre Schwiegertochter zur Erbin ernennen können (innerhalb des verfügbaren Anteils)
- Ihr ein Vermächtnis hinterlassen können, z.?B. eine Geldsumme, eine Immobilie oder ein Nießbrauchsrecht
In diesem Fall hätte die Schwiegertochter einen Anspruch auf einen Teil des Erbes gehabt – aber nur, wenn der Wille der Verstorbenen schriftlich in einem gültigen Testament festgehalten wurde.
Und die Lebensgefährtin des verstorbenen Sohnes?
Eine ähnliche Frage betrifft die Lebensgefährtin des verstorbenen Sohnes. Auch hier ist die Antwort negativ: Lebenspartner ohne Trauschein haben keine gesetzlichen Erbrechte, es sei denn, sie wurden ausdrücklich im Testament bedacht.
Wie wir gesehen haben, handelt es sich bei dieser Thematik um eine sehr komplexe Materie. Deshalb ist es bei Erbschaftsfragen immer ratsam, die konkrete Situation von Fachleuten, wie denen von Agenzia delle Successioni, individuell prüfen zu lassen.
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